[ Pankreatopathien bei der Katze ]

Bauchspeicheldrüsenerkrankungen bei der Katze

Acute and chronic Feline Pancreatitis – Diagnostic and therapeutics challenges (Jörg M. Steiner, Dr.med.vet., PhD, DACVIM, DECVIM-CA College Station, TX, USA, WSAVA 2010)
Eine Pankreatitis stellt eine Selbstverdauung und Entzündung des Pankreas dar. Die Häufigkeit einer Pankreatitis bei der Katze wird in der Literatur < 1 % angegeben. Neuere Studien lassen jedoch darauf schließen, dass die tatsächliche Häufigkeit der Pankreatitis weit unterschätzt wurde. In einer Studie von 115 Katzen, die aufgrund von verschiedenen Primärerkrankungen verstorben waren, wurde nur bei 33% aller Pankreata keinerlei histopathologische Veränderungen gefunden, wogegen 16% Anzeichen einer akuten und 60% Anzeichen einer chronischen Pankreatitis aufzeigten (Jörg M. Steiner, Dr.med.vet., PhD, DACVIM, DECVIM-CA College Station, TX, USA).
Das klinische Bild einer Pankreatitis, ob akut oder chronisch, kann sich sehr unterschiedlich darstellen. Von Patienten mit einer subklinischen Verlaufsform bis hin zu Patienten, die multiples Organversagen entwickeln, besteht ein fließender Übergang. Das klinische Bild von Katzen mit Pankreatitis ist sehr unspezifisch. Fast alle Tiere zeigen Lethargie und Anorexie. In schweren Fällen sind auch Dehydratation und Hypothermie häufig. Ob eine parallel auftretende Diarrhoe direkt auf die Pankreatitis zurückzuführen ist, oder ob der Durchfall vielmehr ein Symptom einer gleichzeitig auftretenden Darmerkrankung ist, ist bisher noch ungeklärt.
Die Labordiagnostik ist bei der Katze unspezifisch für eine Pankreatitis. Das Blutbild zeigt bei etwa 30% der Tiere eine Leukozytose, aber bei 15% der Tiere eine Leukopenie. Die häufigsten Befunde bei Katzen mit Pankreatitis sind eine Erhöhung der ALT. Hyperbilirubinämie, Hyperglykämie und Hypercholesterinämie wurden bei 64%, Azotämie bei 57%, Hypokalämie bei 56%, eine Erhöhung der alkalischen Phosphatase bei 50% und eine Hypoalbuminämie bei 24% dieser Patienten beschrieben.
Die Röntgendiagnostik ist zur Diagnose einer Pankreatitis nicht geeignet.
Die Ultraschalluntersuchung des Abdomens ist bei Erfahrung des Untersuchenden von größerem Nutzen. Pankreatitis zeichnet sich durch eine Vergrößerung des Organs, eine Verminderung der Echogenität (Pankreasnekrose) mit Erhöhung der Echogenität in der direkten Peripherie des Pankreas (Fettgewebsnekrose) und ggfalls mit Flüssigkeitsansammlungen im peripankreatischen Bereich aus. Allerdings sollte festgestellt werden, dass eine Vergrößerung des Pankreas und/oder die Ansammlung von Flüssigkeit im Bereich des Pankreas zur Diagnose nicht ausreichen
(Akute und chronische Pankreatitis bei der Katze – Diagnostische und therapeutische Überlegungen – WSAVA2010).
Lipasen- und Amylasenaktivität im Serum werden seit mehreren Jahrzehnten zur Pankreatitisdiagnose beim Hund herangezogen. Leider sind beide Assays bei der Katze zur Diagnose einer Pankreatitis weitgehend nutzlos. Die Messung der Trypsin-gleichen Immunreaktivität kann auch zur Diagnose von Pankreatitis bei der Katze herangezogen werden. Die Serum TLI Konzentration ist hochspezifisch für die exokrine Pankreasfunktion. Allerdings weist das TLI Assay nur eine Sensitivität von ca. 30-50% auf. Ein neues Assay zur Diagnose von Pankreatitis bei der Katze wurde beschrieben, pankreatische Lipase Immunreaktivität (PLI). Im Gegensatz zur Lipasen Im Gegensatz zur Lipasenaktivität im Serum misst dieses Assay nur Lipase, die von Azinuszellen des exokrinen Pankreas synthetisiert wurde. Serum PLI oder Spezifische Pankreaslipase ist hochspezifisch für die exokrine Pankreasfunktion und ist außerdem hochgradig sensitiv für eine Pankreatitis bei der Katze. Die fPLI Konzentration wird mittels dem Spec fPL Test gemessen. Bei der Katze beträgt der Normalbereich 0,1 – 3,5 µg/L mit einem Schwellenwert von 5,4 µg/L zur Pankreatitisdiagnose.
Milde Verlaufsformen einer akuten Pankreatitis kommen nur selten zur Diagnose. Dagegen werden Tiere mit milden Verlaufsformen einer chronischen Pankreatitis öfter vorgestellt. Dabei sollte bedacht werden, dass auch milde Verlaufsformen schwerwiegende Auswirkungen auf Gesundheit und Leben eines Patienten haben können. So kann eine milde chronische Pankreatitis zum einen zu exokriner Pankreasinsuffizienz und auch zu Diabetes mellitus führen. Zum anderen kann eine milde chronische Pankreatitis sich zu einer schwergradigen Verlaufsform ausweiten und so zu systemischen Erkrankungen und sogar zum Tod führen. Wie bei schweren Verlaufsformen so sollte auch bei milden Verlaufsformen der Versuch unternommen werden, die Krankheitsursache zu identifizieren und zu bekämpfen. Daher sollten Katzen mit chronischer Pankreatitis routinemäßig auf eine entzündliche Erkrankung des Darms (inflammatory bowel disease = IBD) oder der Gallengänge (chronische Cholangitis).
Katzen mit IBD und Pankreatitis sprechen sehr gut auf eine Behandlung mit homöopathisch-biologischen Präparaten an. Diese Therapien werden bei uns in der Praxis angeboten und durchgeführt. Für weitere Informationen hierzu kontaktieren Sie uns bitte direkt. Beim Menschen wurde in den letzten 10 Jahren eine neue Form chronischer Pankreatitiden beschrieben, die autoimmune Pankreatitis. In letzter Zeit wurde viel über ein eventuelles Auftreten von autoimmuner Pankreatitis bei der Katze spekuliert. Wissenschaftliche Daten sind bisher spärlich.
Die Prognose für Katzen mit Pankreatitis hängt vor allem vom Vorkommen und Schweregrad von systemischen Komplikationen ab.

Literaturangaben 1. Forman MA, Marks SL, De Cock HEV, et al. Evaluation of serum feline pancreatic lipase immunoreactivity and helical computed tomography versus conventional testing for the diagnosis of feline pancreatitis. J Vet Int Med 2004; 18:807-815.
2. Williams DA, Steiner JM, Ruaux CG, Zavros N. Increases in serum pancreatic lipase immunoreactivity (PLI) are greater and of longer duration than those of trypsin-like immunoreactivity (TLI) in cats with experimental pancreatitis. J.Vet.Int.Med. 2003;17:445-446 (abstract).
3. Steiner JM. Exocrine pancreas. In: Steiner JM. ed. Small Animal Gastroenterology. Hannover: Schlütersche-Verlagsgesellschaft mbH, 2008;283-306. S I (click the speaker’s name to view other papers and abstract

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