Für jeden Katzenliebhaber kommt früher oder später der Moment, in dem er sich mit diesem Thema auseinandersetzen muß und dies auch sollte! Spätestens, wenn wenn seine junge Kätzin zum ersten Mal rollig wird oder wenn das Katerchen anfängt zu markieren oder beginnt das Schwester’chen zu besteigen.
Normalerweise wird beim ersten Gesundheits-Check oder der Auffrischimpfung der kompetente Tierarzt den Besitzer darauf ansprechen, sollte das Tier noch potent sein. Viele Katzenhalter haben sich natürlich bereits im Vorwege über diese Eingriffe informiert. Wer sich mit diesem Thema aber noch nicht so gut auskennt, sollte jetzt die Gelegenheit nutzen. Der Tierarzt wird in 100 % aller Fälle zu einer Kastration des Tieres raten.
Unterschied zwischen einer Kastration und Sterilisation?
Bei der Kastration versteht man die Entfernung der Keimdrüsen, bei männlichen Tieren sind das die Hoden, bei weiblichen Tieren werden beide Eierstöcke (Ovarien) entfernt. Damit wird die Produktion von Geschlechtshormonen unterbunden, weshalb ein Geschlechtstrieb dadurch nicht mehr vorhanden ist.
Bei einer Sterilisation werden bei Katern lediglich die Samenleiter, bei Kätzinnen die Eileiter durchtrennt. So findet weiterhin eine Produktion von Geschlechtshormonen statt, wodurch auch der Geschlechtstrieb vollständig erhalten bleibt. Nur eine Fortpflanzung kann nun nicht mehr stattfinden.
Alle Eingriffe werden selbstverständlich unter Vollnarkose vorgenommen.
Welcher Eingriff ist besser und sinnvoller für meine Katze?
Hierauf gibt es nur eine Antwort und auch keine zwei Meinungen: Die Kastration!
Nur eine Kastration kann den Geschlechtstrieb und das Sexualverhalten endgültig unterbinden und verhindern. Bei einer Sterilisation bleiben sowohl Geschlechtstrieb als auch Sexualverhalten vollständig erhalten, d. h. Kater markieren z. B. weiterhin, Kätzinnen werden immer wieder rollig und zeigen das dazugehörige Verhalten. Die Kater können nur keinen Nachwuchs mehr zeugen, Kätzinnen können nicht mehr empfangen.
Merke: erst durch die Kastration wird Katze zum Haustier!
Außerdem ist die Kastration ein wichtiger Beitrag zum Tierschutz, da dadurch eine unkontrollierte Vermehrung verhindert wird, was zu viel Katzenelend in den Tierheimen führt. Die Lebenserwartung kastrierter Katzen ist übrigens sehr viel höher als die von potenten Tieren. Das unabhängige und jugendliche Verhalten eines getriebenen Einzelgängers läßt deutlich nach. Freigänger bleiben durch den Wegfall des Fortpflanzungstriebes näher im Bereich ihrer Wohnung bzw. ihres Hauses, sie streunen nicht mehr in so großem Umkreis. Zudem wird ihr Verhalten insgesamt etwas vorsichtiger, wodurch sie weniger in Kämpfe mit fremden Katzen verwickelt werden. So sinkt auch das Risiko, sich mit Krankheiten zu infizieren
Zur Kastration gibt es keine Alternative! Kann ich nicht einfach die Pille geben?
Antwort: Ja! & Nein! Bei Zuchtkatzen kann man phasenweise mit der Gabe von Hormonpräparaten „Pille“ oder Implantat eine unerwünschte Bedeckung verhindern, damit Erholungsphasen und kontrollierte Zucht gewährleistet sind. Eine Lösung über längere Zeit ist es jedoch nicht. Jede Gabe von Hormonen beeinflußt und manipuliert den Organismus und natürlichen Rhythmus des Körpers, was irgendwann für die Gesundheit eher negative denn positive Folgen hat – das wird sicher Jeder einsehen. Zudem können Hormonpräparate Krankheiten wie z. B. eine Gebärmutter – entzündung begünstigen.
Eine unkastrierte bzw. nur sterilisierte Kätzin wird früher oder später körperlich und seelisch krank. Durch die ständigen Hormonschübe kommt es zu Dauerrolligkeiten und regelrechten „Östrogenvergiftungen“, es können sich Zysten an den Eierstöcken bilden, es kommt zu schlimmen eitrigen Gebärmutterentzündungen, Risiko von Tumorbildung steigt oder zu Scheinträchtigkeiten.
Verändern sich Körper und Charakter meiner Katze, mit welchen Veränderungen muß ich rechnen?
Mögliche Folgen sind, daß Katze etwas ruhiger wird und nicht mehr ganz so stürmisch sind – das rüpelhafte „Halbstarkenverhalten“ läßt nach. Das heißt nicht, daß die Katze ihr Temperament verliert und träge wird! Kastrierte Katzen/Kater toben und spielen genauso viel und gern wie potente Tiere, nur daß sie eben nicht mehr so wild durchs Haus fetzen, sondern sich ein ganz klein wenig zurückhalten. In der Regel werden die Katzen anhänglicher und schmusiger . . .
Der bekannteste – und wohl auch gefürchtetste – Nebeneffekt einer Kastration ist die Gewichtszunahme. Kastrierte Tiere sind grundsätzlich schwerer und stämmiger als potente! Das liegt einfach daran, weil der dauernde Geschlechtstrieb eben Stress macht. Obwohl körperliche als auch charakterliche Veränderungen finden in den meisten Fällen in der Tat statt. Allerdings sind diese Veränderungen in den seltenen Fällen negativ. Bei einer einer Katzen hat sich nach der Kastration nix verändert – vielleicht 200g . . . 300g normale Gewichtszunahme im Rahmen, was aber sicher der allgemeinen Wachstumsphase zuzuschreiben war.
Bei einer Anderen, die vorher fast ein Jahr die „Pille“ bekam – und die sehr groß und sehr schlank war, hat die Kastration (oder das Absetzen der Pille?) in den zwei Monaten danach zu einem richtigen Wachstumsschub geführt, mehr als 1,3kg on top geführt – ohne daß sie jetzt fett wurde.
Die Gewichtszunahme kann man im Rahmen verhindern und sehr wohl vorbeugend etwas tun. Kastrierte Katzen/Kater haben einen wesentlich niedrigeren Bedarf an Energie, bedingt durch einen „heruntergeschraubten“ Stoffwechsel. Entweder reduziert man nach der Kastration langsam die Futterrationen ein wenig, oder man besorgt sich ein gutes Light Futter und füttert dieses entweder ausschließlich, oder im Wechsel mit „normalem“ Futter. Man sollte das Gewicht seiner Katze ohnehin grundsätzlich im Auge behalten, Übergewicht schadet so oder so der Gesundheit.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Kastration?
Klischees besagen, eine Kätzin müsse vor der Kastration einmal rollig gewesen sein oder gar 1 x geworfen haben. Und ein Kater solle mindestens das erste Lebensjahr vollendet haben, sonst würde er nicht mehr wachsen und Harnwegserkrankungen bekommen. Dies sind veraltete „Faustregeln“, die von der modernen Wissenschaft längst überholt wurden. Fakt ist, daß es rein vom gesundheitlichen Aspekt her keinerlei Vorteile für eine Kätzin hat, einmal rollig gewesen zu sein oder einmal Babys bekommen zu haben! Es ist eine Tatsache, daß es bei Kätzinnen keine Rolle spielt, ob sie die erste Rolligkeit bereits hinter sich haben oder nicht. Für eine Kastration noch vor der ersten Rolligkeit spricht vor allem, daß dadurch erst gar kein Risiko mehr besteht, daß es evtl. zu einer Gebärmutterentzündung oder ähnlichen Erkrankungen kommt.
Bei Katern hält sich die Behauptung, daß diese erst im Alter von ca. 1,5 Jahren, also in der Geschlechtsreife kastriert werden sollten, da sie sonst die so typischen Merkmale eines „echten“ Katers, wie z. B. stattliche Größe und Gewicht oder den markanten „Katerkopf“, nicht richtig entwickeln könnten. Das ist auch so. Spät kastrierte Kater sind dann auch stattlicher, als die früh kastrierten.
Entscheidend für den Zeitpunkt der Kastration sind jedoch die Verfassung und der Gesundheitszustand des Tieres sowie die äußeren Umstände, z.B. ob die Katze Freilauf oder Kontakt zu anderen potenten Tieren hat. Freigänger sollten vor Erreichen der Geschlechtsreife unbedingt kastriert werden, um eine unkontrollierte Vermehrung und unerwünschten Nachwuchs zu verhindern.
Inzwischen ist es so, daß immer mehr Tierärzte, Züchter und auch die Tierheime sich für eine Frühkastration aussprechen, die bereits ab der 12. Lebenswoche (!) vorgenommen werden kann. In diesem zarten Alter verkraften die kleinen Kerlchen eine Vollnarkose erstaunlich gut und sind wesentlich schnell wieder wohlauf als ein älteres Tier. Trotzdem würde ich diese Variante nicht in Betracht kommen und man eine Zeit der Entwicklung abwarten.
Die Frühkastration hat nur für Züchter den Vorteil, daß bei Abgabe des Jungtieres an die neuen Besitzer zu 100 % gewährleistet ist, daß diese ein als Liebhabertier erworbenes Kätzchen später nicht doch heimlich und unerlaubt zu Zuchtzwecken mißbrauchen können.
Bei Freigängern kann man auf diese Weise sicher sein, daß der eigene Liebling kein folgenschweres Techtelmechtel mit Nachbars Miezekatze eingehen kann, daß Kater sich keine gefährlichen Revier- und Rangkämpfe mit anderen potenten Katern liefern, und daß sich die Tiere zudem nicht an fremden Katzen/Katern mit allen möglichen Krankheiten infizieren können: FeLV; FIV, Leukose, Katzen Aids, Katzenschnupfen . . . und, und, und das volle „Programm“.
Mittlerweile ist auch bewiesen, daß eine Frühkastration keinesfalls die körperliche Entwicklung oder die Ausbildung der Harn ableitenden Organe behindert oder hemmt Viele Katzen sollen nach einer Frühkastration sogar erst recht einen Wachstumsschub bekommen haben – auch möglich.
Dieses Thema ist immer noch sehr umstritten. In den USA – wird diese Methode sehr erfolgreich und problemlos schon seit vielen Jahren praktiziert. Was letztendlich für die eigene Katze das Beste und wann der richtige Zeitpunkt für eine Kastration ist, sollte jeder Katzenhalter ausführlich mit dem Tierarzt seines Vertrauens besprechen.
In den USA wird die Frühkastration auch deswegen öfter praktiziert, weil es dort schlichtweg mehrere der benötigten Spezialisten gibt, die – rein handwerklich an den kleinen Tieren – die chirurgische Feinarbeit beherrschen. Da liegt der Hase im Pfeffer.
Wenn die Katze/Kater ohne Kontakt zu anderen potenten Tieren nur im Haus lebt und somit ohne die Gefahr eines ungewolltem Nachwuchs, der kann durchaus bei einer Kätzin die erste Rolligkeit oder bei einem Kater den 1. Geburtstag abwarten – oder warten, bis der Kater das erste Mal markiert – muß man aber nicht.
Hat der Kater das erste Mal markiert – geht man sowieso freiwillig zum Tierarzt, dann kann’s gar nicht schnell genug gehen . . . versprochen!